Die Augen des Engels
Die Augen des Engels ist die Verfilmung eines wahren Mordfalles aus dem Jahr 2007. Die 21-jährige, britische Studentin Meredith Kercher lebte im Rahmen eines Austauschprogrammes mit drei anderen britischen, jungen Frauen in einer Wohngemeinschaft in Perugia, Italien. Dort wurde sie am 1. November 2007 ausgeraubt und anschließend auf brutale Weise ermordet.
Dauer: | 102 Min. |
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FSK: | ab 12 Jahren |
Jahr: | 2015 |
Regie: | Michael Winterbottom |
Produzenten: | Melissa Parmenter |
Hauptdarsteller: | Daniel Brühl, Kate Beckinsale, Valerio Mastandrea |
Nebendarsteller: | Cara Delevingne |
Studio: | TMG |
Sprachen: | Deutsch, Englisch |
Aufgrund nicht nachvollziehbarer Aussagen der Mitbewohnerin Amanda Knox und ihrem Freund Raffaele Sollecito sowie der Anklage des Staatsanwaltes Giuliano Mignini – in welcher von einem „satanischen Ritus“ und „dämonischen Motiven“ gesprochen wurde – erlangte der Fall über die Jahre weltweite mediale Aufmerksamkeit. Erst im Jahre 2015 war es möglich, den Mordfall Meredith Kercher weitestgehend abzuschließen.
Die Augen des Engels – Besetzung, Regie und Drehorte
Der Film „Die Augen des Engels“ entstand unter der Regie des britischen Filmregisseurs Michael Winterbottom (9 Songs, The Look Of Love). Neben Mike Leigh und Ken Loach zählt er mittlerweile zu den wichtigsten Regisseuren des englischen Filmgeschäfts.
Der Film startete 2014 und kam im März 2015 in die deutschen Kinos. Obwohl zu der Zeit der turbulente Prozess rund um Amanda Knox und Raffaele Sollectio noch im vollen Gange war, beeinflusste das die Geschichte des Filmes sowie die tatsächlichen Gerichtsverfahren relativ wenig. Winterbottom hält sich in Die Augen des Engels zwar weitestgehend an die realen Fakten, gibt den Protagonisten jedoch komplett andere Namen. Auch der Blickwinkel auf den Mordfall ist ein anderer.
Das Model und mittlerweile auch renommierte Schauspielerin Cara Delevingne (Margos Spuren, Valerian – Stadt der tausend Planeten) schlüpft in die Rolle der Melanie, eine Figur die von Winterbottom hinzu gedacht wurde. Daniel Brühl (The Cloverfield Paradox, 2 Tage in New York) spielt den Regisseur Thomas Lang. Genevieve Gaunt übernimmt die Rolle der Jessica Fuller (angelehnt an Amanda Knox).
Der Titel des Filmes ist eine offensichtliche Anlehnung an Amanda Knox‘ Beinahmen, den sie während der Gerichtsprozesse von der Boulevardpresse erhielt – „Engel mit den Eisaugen“.
Handlung & Inhalt vom Film Die Augen des Engels
Der deutsche Arthouse-Regisseur Thomas Lang steckt seit einiger Zeit in einer kreativen Krise fest und hat seit Jahren keinen Film mehr gedreht. Nach einer Scheidung und darauf folgenden Denkblockaden scheint er für sein neues Filmprojekt mehr als motiviert und begeistert zu sein.
Die Geschichte eines verzwickten Mordfalles in der italienischen Kleinstadt Siena geht seit Jahren um die Welt. Die amerikanische Studentin Elizabeth Pryce starb unter mehr als unklaren Umständen – im Visier der Justiz stehen ihre Mitbewohnerin Jessica Fuller und ihr Freund Carlo Elias. Der Fall und vor allem der Medienrummel, der sich darum gebildet hat, fasziniert viele – darunter findet sich auch die Journalistin Simone Ford (Kate Beckinsale).
Von Anfang an ist sie Zeugin der turbulenten Geschehnisse und hat bereits ein Buch darüber geschrieben. Thomas Lang setzt sich mit ihr in Verbindung, um für seine Filmrecherche mehr über die mysteriösen Umstände zu erfahren. Zeitgleich steht das italienische Strafgericht kurz vor der Berufung, nach wie vor sind aber alle überzeugt, dass Jessica Fuller definitiv die Täterin ist. Auch die weltweite Presse hält gespannt den Atem an, vor allem da sich auch hier die negative Meinung über die amerikanische Studentin manifestiert hat. Das Team der Journalistin Simone Ford teilt diese Meinung, doch Thomas Lang bleibt skeptisch und beginnt, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen.
Thomas Lang muss feststellen, dass es beinahe unmöglich ist aus den Fakten und den sehr kontroversen Meinungen schlau zu werden. Umso mehr er herauszufinden scheint, desto mehr scheint sich die tatsächliche Wahrheit von ihm zu entfernen. Er verliert sich immer mehr in dem ganzen Geschehen und lernt schließlich die clevere Austauschstudentin Melanie kennen. Die geheimnisvolle junge Frau zeigt Lang eine andere Welt von Siena und stellt ihm den unheimlichen underground-Blogger Eduardo (Valerio Mastandrea) vor. Dieser ist sich gewiss, den wahren Tathergang und somit auch den tatsächlichen Mörder von Elizabeth Pryce zu kennen.
Zeitgleich beginnt Thomas Lang eine leidenschaftliche Affäre mit Simone Ford und empfindet gleichzeitig eine zunehmende Zuneigung für Melanie – eine Tatsache, die ihn schnell ins Schleudern bringt. Sein Filmprojekt wird immer mehr zur Nebensache, zumal er sich nicht mehr entscheiden kann, was genau er überhaupt drehen möchte und wohin ihn diese ganze Geschichte überhaupt führt. Seine eigene Unzufriedenheit und Rastlosigkeit rücken immer mehr in den Vordergrund, auch sein übermäßiger Alkohol-und Drogenkonsum scheint hierbei keine Hilfe mehr zu sein.
Fazit & Kritiken zum Film Die Augen des Engels
Die Augen des Engels greift den dramatischsten Mordfall in der jüngeren Justizgeschichte mit einer anfänglich starken Erwartungshaltung auf, jedoch wird erst relativ spät klar, dass es Winterbottom nicht um die Schuldfrage von Amanda Knox geht. Wer hier also einen spannenden Whodunit-Krimi beziehungsweise Thriller erwartet, wird definitiv enttäuscht sein. Winterbottom nutzt die Geschichte des Mordes von Meredith Kercher lediglich als Nährboden für ein selbstzerfressenes Portrait eines Mannes, der bis zum Ende des Filmes nicht weiß, was er will und dabei jeglichen Boden unter den Füßen verliert.
Die tatsächlichen Ereignisse der Gerichtsprozesse und dem ganzen aufgebauschten Drama sowie den Verschwörungstheorien spielen nur ganz klammheimlich eine Rolle am Rande – eine sehr unbefriedigende Tatsache, zumal die Schuldfrage von Amanda Knox und sich die damit verbergende Wahrheit definitiv Stoff für zehntausend Thriller bietet. Winterbottom schießt also förmlich am Ziel vorbei, obwohl sein Ansatz gar nicht so verkehrt zu sein scheint. Am Ende lässt sich also nur darüber diskutieren, ob es nun so sinnvoll war, diesen realen Fall mit den fiktiven Wahnvorstellungen von Thomas Lang zu vermischen.